der Schimmelreiter besuchte die 800-Jahr-Feier

Events in der Region - 800-Jahrfeier

und hielt eine mahnende Rede:

Rede des Schimmelreiters

zur 800 Jahr Feier

In grauer Vorzeit Tage

Aus dunkler Kunde und Sage

Gaben die Menschen mir Gestalt.

 

Ich bin uralt;

Älter, als eure Häuser und Gassen,

als die Gräber, die dort verlassen

am Rande des Lahwalds stehn.

 

Ich bin die Furcht, euer Bangen,

und euer dunkles Verlangen,

die Bilder der Zukunft zu sehn.

 

Mit den Ahnen schon bin ich gezogen

Durch's Stromtal in uralter Zeit.

Sie führten Steinbeil und Bogen,

und ihre Speere flogen,

und der Himmel war weit.

 

Ich sah keimen und grünen die Saaten,

der Ähre reifendes Gold,

und wie sie in ihren Katen

die mächtigen Götter baten,

dass ihnen der Himmel hold.

 

Ich hab auch gesehen den „großen Brand“

Achtzehnzweiunddreißig zur Nacht:

Die Menschen sind in die Felder gerannt.

Und die Menschen, die da drinnen gewohnt,

haben geackert, gerackert, gefront,

bis alles wieder erstand.

 

Und dann kam der „Fortschritt“

Hinein ins Land

Und war nicht aufzuhalten:

Die Meißel wühlten durch Erd' und Sand,

und wo man Eisenerz fand,

gar bald die Sprengschüsse knallten.

 

Und das Erz lag tief und der Friedhof darauf,

wo geruht Eure Ahnen einst haben.

Nachts riß man ihre Gräber auf

und warf die bleichen Gebeine zu Hauf

Und hat sie woanders vergraben.

 

Die Häuser, der Kirche ehrwürd'ger Bau

Mussten weichen den Erzen.

Feuerrauch malte den Himmel grau,

und manchem Manne und mancher Frau

brannte ein Schmerz tief im Herzen.

 

Oft bin ich geritten, wenn alles schlief,

durch die Gassen und Straßen;

und niemand hörte, dass der Nachtvogel rief,

der Hufe Geklapper, sie schliefen so tief,

dass sie den Reiter vergaßen.

 

Ich hör' in die Zeit und ich höre weit,

und wenn ich wieder vorüberreit',

was ist aus euch dann geworden?

 

800 Jahre beschaue ich diese Siedlung nun

und blick auf euch Menschen und Euer Tun.

 

Was wird noch aus euch in eurem Land?

Drum lasset euch alle mahnen:

Knüpfet fester der Freundschaft Band,

reicht allen brüderlich die Hand,

seid treu der Heimat und den Ahnen.

 

So wünsch ich diesem Festtag

einen guten Verlauf.

 

Zu den Hügeln reit ich wieder hin,

ins Schattenreich hernieder.

Wenn dort im Reiche des Odin

die weisen Raben wieder ziehn,

kehre ich warnend wieder

 

im Original verfaßt von Paul Friede, anläßlich des 100-jährigen Bestehens des Odinshains 1994
hier zur 800-Jahrfeier gekürzt und angepaßt.
Das Original ist nachzulesen im Adenstedter Heimatbuch.