Schule 2020 - Viele Fragen - Keine Antworten

Meine Meinung & Adenstedt-Blogs - Redaktions-Blog

Zwei Stunden lang stellten am Dienstag abend Adenstedter, Gr Lafferder, Ölsburger, Gadenstedter, Ilseder Bürger Fragen zum Konzept „Schule 2020“ – und es wurden kaum Antworten gegeben.

BM Fründt referierte kein visionäres Konzept einer tollen „Schule 2020“, sondern schaffte es lediglich in 6 Folien abrißartig den Werdegang und eine Leitlinie zu postulieren. Keine Freunde machte er sich mit der Bemerkung, er könne sich besseres vorstellen, als hier den Bürgern Rede und Antwort zu stehen.

Auf eine Stellungnahme der Parteien zu dem Verwaltungsvorschlag wartete man vergeblich. Steffi Weigand betonte lediglich jovial, daß sie die Anregungen von hier gern in die Schulausschußsitzung mitnähme. Jörg Gilgen meinte, er werde sich erst in der Schulausschußsitzung offenbaren. Es schien tatsächlich so, als ob Steffi Weigand (Grüne), Marcus Seelis (CDU) und Jörg Gilgen (SPD) auf dem Podium nach 2 Jahren Schuldiskussion noch ideenfrei zum Verwaltungsvorschlag der Schulschließungen stehen.

Nach 2 Stunden platzte dann der Knoten. Dr. Christian Brinsa, der für die Wolfsburger Schulerneuerungen zuständig ist, bescheinigte: Die von der Verwaltung vorgelegte Wirtschaftlichkeitsrechnung ist das Papier nicht wert, auf das sie geschrieben wurde.

Für die angesetzten Kosten könne eine solche Schule in Wolfsburg z.B. nicht gebaut werden (und er habe einige 1-5-zügige Schulen in Wolfsburg erneuert). Realistisch ist mit 12-14 Millionen zu rechnen, und das sei für eine Gemeinde wie Ilsede jedoch kein Pappenstiel.

Er meinte, es sei falsch auf dieser Datengrundlage eine Entscheidung zu fällen – und erntete damit einen frenetischen Beifall.

Damit brachte er es auf den Punkt, was in den 2 Stunden zuvor bereits anklang.

So schien es, als würde die Verwaltungvorlage mit jeder Frage nur negative Aspekte enthalten. Angefangen von der kritischen Schulbussituation, über aussagelose Fragebogen, emotionale und soziale Entwicklungs-Folgen bis zu finanziellen Bewertungen.

Und auch der angepinnte offene Fragenkatalog am Ende konnte nicht von einem ausgegorenem reifen und zukunftsfähigem Konzept „Schule 2020“ zeugen.

Weiter führte Christian Brinsa aus, es bestehe kein Handlungsdruck. Der Kreis werde keine Schule zwangsschließen.

Hier würgte nun Kerstin Wosnitza weitere Diskussionen eiligst ab; zwar dankend doch ohne Resumme zu ziehen, was man aus der Veranstaltung mitnähme, und (sicherheitshalber) ohne üblicherweise die hier vertretenen Parteien ihren Standpunkt je in einem Schlußwort darstellen zu lassen.

Presseartikel zu dieser Veranstaltung:
Harald Meyer in den PN, journalistisch lesenswert: PAZ, news38

Die Zettel:

der Vortrag des Bürgermeisters

 

 

IM EINZELNEN:

Die Kernaussage des Vortrages von Bürgermeister (BM) Fründt war: Warum haben wir diese Eile? Wegen des Lahstedt-Beschlusses von 2014.

 

DIE DISKUSSION

Ein älterer Bürger meinte, wir brauchen mindestens 3 Busse für 75 Kinder aus gr Lafferde und 60 Kinder aus Adenstedt. Hier werden sich 2 Kinder um einen Sitzplatz prügeln. Wollen wir unsere Kinder seelisch kaputt machen? Auch seien überall Baugebiete ausgeschrieben. Die einzelnen Ortschaften sollen attraktiv gemacht werden – eine Zentralisierung will keiner, auch der Staat nicht.

Da die Kollektiv-Erfahrung eines schlechten Schülertransportes mit permanent überfüllten Bussen oder langen Wartezeiten veranstalterseitig erwartet war, sollte Melanie Rathe-Göbel aus kl. Ilsede als veranstalterseitige Alibi-Podiums-Mutter nun dem ihre Individualerfahrung entgegenhaltenhalten: Sie bestätigte, daß man morgens halt früher aufstehen muß, um den Bus halt nicht zu verpassen. Dann jedoch würden sich die Kinder in ihren Augen toll organisieren, die Busranzen hintereinander stellen, toben und sich freuen. Strahlend attestierte sie: Die Kinder aus der zweiten Klasse würden darauf achten, daß die Kinder aus der ersten Klasse zuerst in den Bus dürfen. Auf Individualtransport angesprochen würden ihre Kinder antworten, nein, sie würden lieber mit ihren Freunden Bus fahren.

Eine Erzieherin, die nun 30 Jahre im Beruf ist, widersprach der gesetzten Podiums-Mutter. Aus eigener Erfahrung berichtete sie daß es täglich Hortkinder gäbe, die Ängste haben wegen des pädagogisch unbegleiteten Transportes. Kinder seien manchmal toll in Gruppen, aber alleine gelassen können sie auch anders werden (Thema Mobbing an Schulen). Hier seien Kinder mit Verhaltensauffälligkiten oder Ängsten alleine gelasen.

Eine Lafferder Mutter äußerte ihre Angst, daß bei 75 Lafferder Kindern an der Bushaltestelle die Gefahr groß sei, daß einmal ein Kind auf die vielbefahrene Straße geschubst würde.

Eine Frau sprach den Anonymitätsfaktor an großen Schulen an. Wie ist das mit der sozial emotionalen Entwicklung, die ebenfalls neben dem pädagogischen Lernen eine Erziehungsbaustein ist. Die Kinder sollen Menschen werden, und dieses sei Ihrer Meinung nach besser in kleinen Einheiten möglich.

Vom Podium sollte nun die veranstalterseitig geladene Gr. Ilseder Lehrerin Heike Pingel antworten: Sie kann die Ängste der Eltern mit dem Bustransport in der Tat verstehen. Hier sieht sie aber die Lehrerschaft gefordert, Bustraining mit den Kindern durchzuführen, und nachsorglich evtl. die Elternschaft als Busbegleitung zu schulen und miteinzubeziehen. Vom Lehrkörper aus betrachtet, hält sie es dagegen hilfreich mehrzügig zu arbeiten, da sich die Kollegen dann besser untereinander austauschen können. Alle Ängste der Eltern hält sie für berechtigt, doch sollte es zu einer großen Schule kommen, so sie hält sie eine 3-zügig-keit als noch überschaubar.

Für eine Groß Laferderin mit 4-Kinder-Erfahrung ist das Thema Bustransport ein Reizthema in Lafferde. Sie attestiert dem Kreis ein ungenügend. Es werden immer wieder Schüler stehen gelassen, überfüllt transportiert, oder zu spät kommen. Bei wichtigen Klassenarbeiten verbleibt als einzige sichere Möglichkeit der Elterntransport.

Eine Frau widersprach der Alibi-Mutter auf dem Podium, sah die aktuelle Verkehrsgefahr an der Lafferder Bushaltestelle (Richtung Oberg), und glaubte aus eigener Erfahrung nicht an das Bild, daß die Kinder geordnet die Busranzen hinstellen würden, und gegenseitig sozial Rücksicht nehmen.

Cord Pape, als Mitglied des Schulvorstandes Gadenstedt/Adenstedt widersprach Bürgermeister Fründt (BM), gute Schule brauche große Einheiten. Aus der 4ten Klasse würden in Adenstedt/Gdenstedt keine schlechteren Schüler entlassen, als aus großen Schulen. Auch das Engagement der Lehrer hat nichts mit der Schulgröße zu tun. Die vom BM behaupteten Schulausfälle konnten bisher an den kleinen Schulen wunderbar mit engagierten Lehrern kompensiert werden – welches von der Adenstedter Lehrerin Frau Herschel nickend bestätigt wurde. Gute Bildung braucht gute Lehrkräfte nicht große Schulen.

Eine Schülerin der IGS Peine meinte, daß sie mittlerweile froh sei, das Auto für den Schulweg nutzen zu können, da die Busse sehr unangenehm seien. Den Tränen nahe beschrieb sie ihre Erlebnisse.

Eine weitere Pädagogin widersprach BM Fründts, daß gute Bildung besonders an größeren Schulen vermittelt werden kann. Gerade an kleinen Schulen kann im sozial emotionalen Bereich viel besser, erfolgreicher und gezielter gearbeitet werden.

Eine Kl. Ilseder Mutter sprach nun davon, daß sie im Vorfeld mit ihrem Sohn über die Veranstaltung sprach, und dieser auf die Busfrage meinte er würde statt Elterntaxi lieber mit dem Bus fahren, weil er da ja mit seinen Freunden zusammen sei. Die heutigen Kinder würden von den Erziehern ein Bustraining bekommen, wie man sich im Bus verhalte.

Dieses bestätigte die Podiumsmutter: als die Klein Ilseder Schule dicht gemacht wurde, haben die Eltern dort mit den Kindern das Busfahren geübt. Es stehen dort immer mindestens 4-5 Erwachsene mit den Kindern an der Bushaltestelle um zu koordinieren, denn der Bus sei in der Tat immer proppendickevoll. Sie riet hier einen Gelenkbus einzusetzen, viele Kinder würden stehen müssen. Und auch der Busfahrer sei hier von Zweckoptimismus geprägt, und meinte die Kinder fänden das Stehen total cool.

Kerstin Wosnitza faßte zusammen, daß es wohl in der Tat viele Probleme mit dem Bustransport gäbe, welches man mitnehmen müsse. Es gäbe viele negative Erfahrungen, Probleme mit überfüllten Bussen.

Marcus Seelis meinte, es sei vielleicht eine gute Idee: in Solschen habe man die Busabfahrt aus Sicherheitsaspekten umgelegt von ehemals der Hauptstrasse auf jetzt Abfahhrt alter Schulhof – welches man auch für Lafferde andenken kann (unter Gelächter).

Eine ehemalige Schülerin warf ein, was koste es denn eigentlich – das Busfahren. Sie sei in Adenstedt zur Grundschule gegangen, und dann nach Ilsede. Es sei nichteinmal das Geld da, den Abiturienten 11. und 12. Klasse die Busfahrkarte zu bezahlen, wie soll denn da das Geld für so viele andere Fahr-Schüler da sein?

Zum Thema sozial emotionale Auswirkungen redetet eine andere Mutter von der Erfahrung ihrer 19-jährigen Tochter, die derzeit in ein FSJ an einer großen Ganztags-Schule in Hannover macht. Fazit: sie wird nun definitiv nicht auf Lehramt studieren. 25 Kinder in einer Klasse, Inklusionsbedarf wird natürlich gelebt, mit Kindern die körperliche Handicaps haben, die z.B. Down-Syndrom haben, die Autisten sind, bzw. die sozial-emotional schwach sind, bzw. ein hohes Agressionspotential haben. Sie plädierte auf ein Recht an einem normalen Schulbetrieb in einer kleinen überschaubaren Schule teilnehmen zu dürfen.

Ein Großvater (der eine 6-zügen Schule in SZ-Lebenstedt besuchte) äußerte seine Erfahrung, daß man an einer solchen großen Schule eher untergeht, als auf einer kleinen Dorfschule. Er traf die Entscheidung in Groß Lafferde ein Haus zu kaufen, wegen der dort vorhanden Schule, so daß seine Enkelkinder behütet aufwachsen. Ohne diese Schule wäre Groß Lafferde dann nicht mehr seine Wahl.

Ein Solschener beschwerte sich, daß gestern und heute der Bus nicht gefahren sei. Was immer letztendlich bleibt ist das Elterntaxi.

Eine Pädagogin, die nun 30 Jahre in dem Beruf arbeitet, berichtete von der zunehmenden Zahl von Verhaltens-Auffälligkeiten im Kindergarten. Da die Gruppengrößen in großen Schulen eher größer als in kleinen Schulen ist und mittlerweile auch schon 5-jährige eingeschult werden, müssen diese Kinder zusätzlich zum Transport noch mit ganz anderen Ängsten umgehen als früher.

Die veranstalterseitig gesetzte Ilseder Lehrerin Frau Pingel antwortete prophezeiend, daß es in einer kommenden dreizügigen Schule wohl zu drei Gruppen a 20 Schülern kommen wird, welches ihrer Meiung nach eine super Gruppengröße sei um mit den Kindern zu arbeiten. Auch meinte sie, daß die zusätzliche sozial-emotionale Belastung ein Siedlungsproblem sei. Da sich diie Gruppengröße kaum ändert, würde die sozial-emotionale Belastung für die Adenstedter oder Lafferder Schüler nicht zunehmen, wenn sie an eine andere Schule gehen würden.

Darauf folgte spontan ein Zuruf, was denn in Ölsburg passiert sei, da mitlerweile Ölsburg zu einer Brennpunktschule geworden sei. In dieser Schwerpunktschule haben mittlerweile selbst Reinigungskräfte gekündigt, es wird zusammengefaßt, es wird immer größer, Container hingestellt, angebaut – weil die Planung der Gemeinde nicht funktioniere.

BM Gründt bestätigte, daß Ölsburg eine dreizügige Schule mit 12 Klassenräumen ist (250 von 300 möglichen Schülern), die Schule sei also richtig ausgelegt, doch hier gibt es viele Kinder die in der flexiblen Eingangsstufe Inklusions- und Förder-Bedarf haben. Durch die nötigen Gruppenteilungen, zusammen mit der damaligen wohl Fehl-Planungs-Entscheidung (von 2010) zwei Klassenräume zur Mensa zu machen, fehlen nun in der Tat Klassenräume. Außerdem wehrte er sich gegen das Schlechtreden der Ölsburger Schule (als Große-Schule-Beispiel) – nur um nicht Schüler von A nach B transportieren zu müssen. Die dortigen Lehrer würden einen super-Job machen.

Eine Adenstedterin sprach aus persönlicher Erfahrung, von einer 4-zügigen Gifhorner Schule nach Adenstedt in die Einzügige umzuziehen: Die Sozialkompetenz sei hier eindeutig besser vermittelbar gewesen. Außerdem sei für sie ein Halten der Grundschulen im Ort. Dies sei ein Stück Lebensqualität.

Eine weitere Gr. Lafferder Mutter warf BM Fründt dann vor, seinen Wahlflyer 2015 nicht einzuhalten. „Steigende Einwohnerzahlen“ kämen nicht nur durch Ausschreibung von Wohnbaugebieten, wenn es dort keine Schule gäbe. Beim Punkt „Haushaltspolitik mit Augenmaß“ fragte sie ihn, woher denn das Geld für den Neubau nähme, und beim Punkt „bürgenaher Verwaltung fragte sie ihn, wie er denn damit umgänge, daß auf dieser Veranstaltung gut 90% gegen den Neubau wären.

BM Fründt meinte, daß sich die jetzt ausgeschriebenen Baugebiete verkaufen würden, ob mit oder ohne Schule im Ort. Die 90% zweifelte er an und rechnete die Teilnehmer der Elternbefragung (30% von 1300) und des Abends (ca 200) gegen die Einwohnerzahl von 22.000 Einwohnern. Er wollte dann vielleicht ausdrücken, daß er die Sorgen der Bürger ernst nähme, diese Veranstaltung ihm wichtig sei, und er diese beruflichen Belange über seine privaten Interessen stelle, doch formulierte er es schlecht als: „Ganz persönlich könnte ich mir vieles besseres vorstellen, als Ihnen hier und heute abend Rede und Antwort zu stehen.“, welches ihm als Mißachtung des Publikums ausgelegt wurde und naturgemäß tumultartige Empörung im Publikum auslöste.

Steffi Weigand war entsetzt über die Publikumsreaktion auf BM Fründts Lapsus. Sie nahm BM Fründt in Schutz, daß hier die kommunale Verwaltung einem konkreten Auftrag nachgekommen sei. Hier sei von der Politik eine Entscheidung zu treffen, die alle Menschen in Ilsede zu tragen haben über viele Jahrzehnte. Bezeichnenderweise meinte sie, nur weil es derzeit mit den Bussen nicht funktioniere – dürften wir nicht den status quo so erhalten, wie er ist, sondern wir müssen dann am Busverkehr arbeiten.

Cord Pape erwähnte, daß die Schulinspektion in Adenstedt und in Gadenstedt ebenfalls hervorragend verlaufen sei. Dieses zeigt, daß auch an kleinen Schulen hervorragender Unterricht gemacht würde, und ein Handlungsbedarf daraus nicht hergeleitet werden kann. Er meinte, daß sich alle einig seien, daß Aufgabe der Verwaltung und des Rates sei, die Lebensqualität in den Ortschaften zu erhalten, bzw. zu erhöhen. Er meinte, die Zentralisierung sei für unser ländliches Lahstedter Gebiet auch historisch gesehen keine Lösung. Zudem läge ja eine Win-Win-Situation auf dem Tisch und er wunderte sich, daß diese in der Verwaltungsvorlage keine Beachtung fände:
Wir könnten zu einem Bruchteil der Kosten des Neubaus die Schulen an den Standorten modernisieren. Die Dörfer stehen zu diesem Konzept. Wir wissen, daß die Schulen an diesen Standorten funktionieren. Es gibt Möglichkeiten dezentral zu erneuern, Herr Brinser habe vor dem Rat und den Fraktionen eindrucksvoll dargelegt wie dieses in Wolfsburg mit kleinen und mit denkmalgeschützten Schulen hervorragend funktioniere. Wir haben das Dorf hinter uns, das Dorf wird attraktiver und die Gemeinde spare eine ganze Menge Geld, wenn man vor Ort modernisiere, satt an einer beliebigen Stelle neu zu bauen.

Er wunderte sich ersthaft, daß dieser Königsweg in der Beschlußvorlage nicht als Alternative formuliert würde sondern immer ausgegrenzt würde.

Eine Bürgerin wehrte sich gegen die Befragung bei der nur 1300 Eltern befragt wurden und nicht die Einwohner der Gemeinde Ilsede und forderte Bürgernähe ein.

Eine Adenstedterin kritisierte den empirischen Wert der Fragebogenaktion, dessen Nutzen bei einer dedizierten Stichprobe mit 30% Rückläufern eine Ganztagsschule zeigen sollte. Zusätzlich zu den empirischen Kardinalfehlern bot der ihr vorliegende Fragebogen keine Felder, „nein ich möchte keine Ganztagsschule“ denn die Fragen waren so gestellt, welche Art von Ganztagsschule man haben möchte (Signifikanz).

Ein Lahstedter sorgte sich um die Kosten. So seien in der Vorlage 8,9Mio€ veranschlagt worden. Hierbei ist u.a. der Busverkehr nicht miteingerechnet. Zwar würden die Transportkosten ansich nach Peine ausgelagert, doch was sei mit den Kosten für Infrastruktur, wie Busstationen, was ist mit der Standortfrage und Belästigungen für die Anwohner. Sein Bauchgefühl zur Wirtschaftlichkeitsstudie veranlaßte ihn zu der Frage, ob diese Angaben denn einmal nachgerechnet oder geprüft wurden. Speziell sah er kein Aufgehen der Rechnung u.a. bei den KFW-Förderdarlehen (30 Jahre Laufzeit bei 10-Jahres-Kreditsatz). Bei steigenden Schülerzahlen und Ausschreibung von Neubaugebieten sah er keinen Bedarf die alten Schulen zu schließen, ja sogar eine womögliche Unterdimensionierung des Zentral-Entwurfes, mit möglichen weiteren Anbaukosten. Im Entwurf vermißt er die Alternativen, es seien noch so viele offene Fragen zu diskutieren, daß er den Sachzwang soviel Tempo zu machen gar nicht verstehen kann.

Eine Oberger Lehrerin warnte davor, daß die Ganztagsschüler, die derzeit aus der Gemeinde nach Oberg kommen, dann vielleicht nach Gadenstedt wechseln würden. Dieses hätte für Oberg die negative Folge, von einer Zweizügigkeit in eine Einzügigkeit zu wechseln – als kleine Schule dann mit den bekannten womöglich Adenstedter/Lafferder Folgen.

Eine Frau kritisierte, daß in der Vorlage mit einem Zinssatz von 0,05% gerechnet. Sie wagte zu bezweifeln, daß dieses nach 10 Jahren noch der Fall sein wird. Außerdem fehlen in der Studie die Nachnutzungskosten für Erhalt//Abriß der denkmalgeschützten Gebäude. Sie bezweifelte einen Verkaufswert (nach Bültener, Solschner oder kl.Ilseder Muster).

Marcus Seelis wies Nachnutzungspläne zurück, da es noch keine Grundsatzentscheidung gäbe. Wenn diese gefallen sei, hätte man genug Zeit zu schauen wohin die neue Schule käme, und was mit der Nachnutzung sei. Außerdem sei die Ilseder Erfahrung aus den 5 abgeschafften Schulen: zwei wurden veräußert und drei wurden nachgenutzt.

Ein Bürger faßt zusammen: Zur Zeit gäbe es Pläne für eine Schule die 8,9Mio€ kosten würde. Aber sie stehe noch auf keinem Grundstück sondern in der Luft. Kein Grundstück, keine Erschließung, keine Ver- und Entsorgung, kein Regenwasser-Rückhaltebecken, keinen Schulhof, kein zu planendes Umfeld, keine Einstellplätze, und womöglich noch mehr. Hochgerechnet ergäbe das für ihn primäre Kosten von weit über 10 Mio€ (geschätzt 12Mio€).

Ein anderer Bürger meinte, daß dieses auch der Grund sei warum hier soviele Bürger sitzen würden, weil hier so viele offene Fragen im Raum stehen, und die Bürger sich nicht mitgenommen fühlen. Für ihn stellt sich insbesondere die Frage, sind die Folgekosten in irgendeine Kalkulation eingeflossen? Er statuierte, in seinem Bereich würde ihm eine solche Kalkulation um die Ohren gehauen werden. So vermißte er die Gegenkalkulation. Ohne solche würde über eine Beschlußvorlage diskutiert werden zu deren Entscheidung jegliche Grundlage fehle.

Eine Frau sieht als eine Grundschulaufgabe auch das sichere Erlernen des Schulweges, als auch der Fahrradschulung. Bei Busbetrieb würde dieses entfallen.

Jürgen Schoke begrüßte, das der Bürgermeister und die Gemeinderatsmitglieder das Wohl der Kinder in den Vordergrund gerückt haben. Einen akuten Handlungsbedarf sieht er jedoch derzeit nicht. Die Kinder würden hervorragend pädagogisch betreut und unterrichtet. Er rezitierte Jörg Gilgens E-mail (vor 2 Jahren), daß gegen den Willen der Eltern und gegen den Willen der Bevölkerung keine Schule geschlossen würde. Er bezeichnete die Elternbefragung als Farce, sein Sohn z.B. hätte den Fragebogen gar nicht abgegeben, weil es hier gar keine Möglichkeiten gab, zu wählen.

Jörg Gilgen meinte dann daß ohne „Elternvotum“ (nicht Elternwille) – was die heutige Veranstaltung sei – keine Entscheidung getroffen würde. Außerdem wehrte er sich gegen die Unterstellung, den Gemeindevorschlag zu stützen, er habe bis jetzt noch keine Stellung bezogen, und werde das auch nicht tun. Zum Schulausschuß jedoch müsse er erstmalig Farbe bekennen. Tatsächlich sah er die Vielzahl an negativen Punkten hier als Ratsherrenauftrag diese mit in die Entscheidungen einzubeziehen.

Nach Jürgen Schokes Polemik und nun 65 Diskussionsminuten sah es Kerstin Wosnitza als zwingend an, nun die Redeliste schnell zu schließen.

Ein Bürger fragte bezüglich der vielen Einwände, ob es vielleicht angedacht sei, die Ilseder Bürger bei dieser wichigen Entscheidung mitzunehmen, ob vielleicht ein Bürgerentscheid angedacht sei.

Dr. Christian Brinsa berichtete davon, daß seine berufliche Aufgabe die Sanierung der Wolfsburg Schulen ist. So habe er in der interfraktionellen Gruppe bereits einen Vortrag gehalten. Als Prämisse merkte er an, daß nicht die Zügigkeit die Qualität einer Schule bestimme. Eine Schule ist dann gut, wenn die Schülerzusammensetzung gut ist und die Schule engagierte Lehrer hat. Als dritter Pädagoge kommt dann das schulische Umfeld hinzu, hier sekundär der Raum.

Er prognostizierte, daß es zu den Kosten aus der Vorlage nicht möglich ist, zu bauen. Er ergänzte: Die Wirtschaftlichkeitsrechnung wäre das Papier schwer wert, auf das sie geschrieben wurde.

Er verstand den Handlungsdruck nicht, der hier aufgebaut wird. Eine Vorlage aus 2014 einer (nichtexistenten) Gemeinde als Handlungsdruck? Wer soll diese auslaufende Vorlage einklagen? Seiner Ansicht nach gibt es diesen Druck nicht. Es gibt auch keine Baubehörde, die die Schulen dichtmachen würde. Tatsächlich ist die Diskussion, daß wir gute Schule brauchen richtig. Aber der Handlungsdruck auf solch einer Basis?

Er taxierte die Größenordnung auf ca 12-14Mio€. Dieses sei für Ilsede viel Geld. Er forderte die Politiker auf, lassen sie sich eine bessere Grundlage geben. Es sei falsch auf dieser Datenbasis zu entscheiden.

Eine Bürgerin sah die ILS/LAH-Fusion als Möglichkeit aus dem Schuldendruck herauszukommmen, wo damals für nichts Geld verfügbar war. Hier sei die vorgelegte Kalkulation aber leider nicht final oder nicht real. Es gilt zu bedenken, daß gute Bildung zwar wichtig sei, es aber auch noch andere kommunale Aspekte gibt: womöglich Freibad, Dorfgemeinschaftshaus und andere menschliche und kommunale Bedürfnisse.

Eine weitere Bürgerin sah die in der Studie gezeigten Bilder auch für weitergehende Schulen als aktuell. Allerdings würden die GHS Ilsede oder die anderen Schulen aber nicht zur Disposition stehen, und forderte auch hier Sanierungsbedarf ein.

Bei der angestrebten Festlegung auf Gadenstedt (ohne weitere Ausweisung des Bauplatzes) fragte eine Bürgerin nach Alternativen, ob diese bedacht seien – und womöglich kostengünstiger ausfallen. So seien in Groß Laffferde ja bereits eine sanierte Schulsporthalle und eine Teilsporthalle vorhanden, welche die Neubaukosten extrem erleichtern könnten.

 

 

Aktualisiert (Dienstag, den 24. Oktober 2017 um 20:15 Uhr)