Gadenstedter Schwimmbad wird teurer

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Michael Take hatte in der Silvester-PAZ vom Anfang des Jahres bereits vorgewarnt, die Gemeinde plane die Gebührenordnung des Freibades nach oben anzupassen. Jetzt ist die Planung raus: Kinder zahlen zukünftig 2,30€ 2,00€ Eintritt, Erwachsene & Jugendliche zahlen 4,00€.

Der Jugend-Ausschuß berät und der Rat beschließt sie dann bereits drei Wochen später, Ende März.

update: Nach Informationen der Peiner Nachrichten begrüßte der Ilseder Ausschuß für Jugend, Soziales und Sport die Erhöhung der Beiträge einhellig (mit der Empfehlung die Tageskarte Kind auf 2,00€ zu setzen statt der ursprünglich geplanten 2,30€).

Im Dezember hieß es noch von Michael Take: „Im Vergleich zu allen anderen Freibädern im Landkreis Peine sind unsere Eintrittspreise sehr gering – das sagen uns auch Schwimmer im Gadenstedter Freibad“, und er sah daher eine „moderate Preisanhebung als gerechtfertigt an“. Der PN-Bericht ging dann weiter mit „außer den Eintrittsgeldern für das Gadenstedter Bad wird die Gemeinde Ilsede im nächsten Jahr noch Gebühren erhöhen: die Kindergartengebühren, die Marktgebühren für den Groß Lafferder Markt (127% für die „Kleinen", für die Großen wie Carois" bleiben alte Pauschalen oder m²-Preise) und die Friedhofsgebühren“.

Und die neuen Freibad-Gebühren sind nun raus:

Jugendliche bis 16 Jahre zahlten bisher 1,70€ für eine Tageskarte. Dieses werden nun 2,30€ 2,00€ für die Karte werden. Bei der Zwölferkarte (VVK) ging der Preis von 14€ auf 18€ für nur noch eine „Zehnerkarte“ hoch. Sportlich.

Die Erwachsenen ab 16 Jahren zahlten bisher 3,50€ für die Einzelkarte und sollen dafür nun 4,00€ zahlen. Statt 31€ für die Zwölferkarte (VVK) werden nun 35€ für die Zehnerkarte fällig.

Für die Kinder/Jugendlichenkarte bis 16 Jahre wäre dies bei 2,30€ eine saftige Erhöhung auf 135%. Gut ein drittel Mehr als letztes Jahr! Bei der Erwachsenen Zehnerkarte ebenso 135% (VVK). Bei der Jugendlichen-Zehnerkarte (VVK) sogar eine Erhöhung auf 155% (im VVK, 128% regulär). Das nenn ich jedenfalls alles andere als moderat. Das nenne ich fett.

Verschärfend kommt hinzu: Die beliebte Ferienkarte Sommerferien für die Jugendlichen (bisher 20€) ist sicherheitshalber komplett gestrichen. In Salzgitter dagegen gibt es einen Ferienpaß für 5€.

Ich möchte Michael Take und der Verwaltung hier widersprechen:

Nun muß man dazu sagen, Ilsede und Lahstedt waren zwei Gemeinden ohne eigene Baggerseen, in denen sich die Jugendlichen im Sommer abkühlen können. So empfinde ich es schon als richtig, eine Freizeitfläche den Einwohnern vorzuhalten, die diese in den sommerlichen Hitzetagen gemeinschaftlich nutzen können – ähnlich einem Strand oder einem Kurpark, der ja auch von der Gemeinschaft unterhalten wird.

Auch sollte es ein gemeinschaftliches Anliegen sein, bei den jugendlichen Pummelchen das Toben und sportliche Aktivitäten zu fördern. Mit einer so fetten Erhöhung, gerade im Jugendbereich wird dieses eher gebremst. Ich befürchte, bei solchen Preisen werden eher Pools im hauseigenen Garten aufgestellt werden und damit die Vereinzelung der Jugendlichen gefördert werden.

Ein gemeinschaftliches Anliegen sollte es sein, die Frühschwimmer bei ihren morgendlichen sportlichen 1000m-Aktivitäten zu fördern. Diesen sollen weiterhin Tagespreise abgeknöpft werden.

Ein gemeinschaftliches Anliegen sollte es sein (gerade für eine überalternde Gemeinde), Wassergymnastik-Möglichkeiten für Ältere ohne Trainer anzubieten. Die machen morgens 30-45 Minuten, schaffen dieses gar nicht den ganzen Tag. Auch diese zahlen Tagestarif.

Immerhin wird hier endlich ein Spätschwimmertarif eingeführt, für denjenigen, der nach der Arbeit doch nicht mehr den vollen Tagespreis für 2 Stunden (18:00-20:00Uhr) zahlen will: jetzt immerhin 2€ bzw. 1€ Jugendliche.

Das denke ich ist auch die Größenordnung, bei der ein Freibad attraktiver wird. Und das ist woanders ja auch machbar. 1€ für Jugendliche und 2€ für Erwachsene ab 18 Jahren!

Warum diese komische ab 16 Jahren Regelung übernommen werden soll, ist mir komplett uneinsichtig und wird woanders ja auch nicht so gehandhabt. Die meisten Bäder rechnen meiner Meinung nach richtigerweise bis 18 Jahre und ab 18 Jahre!

Preis runter. Dann kommen mehr Badegäste, bei Preissteigerungen werden weniger Leute kommen.

Da aber die Fixkosten eines Freibades fix sind, und kaum Besucherabhängig, sollte es die Pflicht eines richtig Rechnenden sein, die Attraktivität zu erhöhen. Das ist das Aldi-Prinzip. Ich schaffe mehr Einnahmen mit guten Produkten und großem Absatz. Ziehe ich die Preise hoch arbeite ich nur noch für einen elitären Kreis. Dem muß ich aber was bieten, eine Marke (die wir nicht haben, und die andere Spaßbäder bereits besetzen). Da wir aber im „amazon“-Zeitalter leben, wird das Anheben der Preise zu einer Spirale der abnehmenden Besucher führen, die dann demnächst noch mehr zahlen müssen, bis es zur Schließung des Bades kommen wird.

Michael Take verrechnet sich hier. Angesagt sollte sein, die Preise zu senken. Auf 1€ der Jugendliche und 2€ der Erwachsene, bei Ausbau der Früh-Sport-Möglichkeiten, bei Ausbau der Alten-Gymnastik, bei Ausbau der Spiel und Fun-Attraktivität für Jugendliche. Dann hat er mehr Besucher, die zusammen einen höheren Betrag erwirtschaften und spielerisch gemeinsam die regionale Zusammengehörigkeit erleben.

Für mich ist es komplett unverständlich, warum hier stattdessen auch noch die Sommerferienkarte für Jugendliche ersatzlos gestrichen wurde. Ich hätte sie eher auch auf Erwachsene ausgeweitet. Gerade diejenigen, bei denen es mangelt in den Urlaub zu fahren, hätten hier eine sehr gute regionale Alternative. Seien sie doch einmal ehrlich, Herr Take: Wer sonst berufstätig ist, nur für den Sommerferienzeitraum kauft sich niemand eine Ganz-Saisonkarte. Dieses trifft nun besonders deren Kinder.

Von einem sozial eingestellten Rat hätte ich eigentlich auch erwartet, daß der ansonsten gehypte Ilseder Ferienpaß Zugang, bzw. nun besonders ermäßigte Tarife für das Freibad bieten wird. Aber nein. Besser ist es auch noch diesen Personenkreis von den Badenden auszuschließen.

Denn letztendlich, was zeichnete das Gadenstedter Bolzbergbad aus? „Im Vergleich zu allen anderen Freibädern im Landkreis Peine sind unsere Eintrittspreise sehr gering – das sagen uns auch Schwimmer im Gadenstedter Freibad“ so Michael Take. Dieses Kapital wird nun verspielt. Gadenstedt mußte nie in der Oberliga der Spaßbäder spielen. Die Leute wollten das regionale Bad so, wie es war, zu brauchbaren Preisen.

Als Begegungsstätte, als Liegewiese mit Möglichkeit zum schnellen Abkühlen von Zeit zu Zeit.

Und wo werden wir dann zukünftig sein? Ziehen wir einmal die kostenlosen Seen und die überteuerten Braunschweiger Stadtbäder ab, dann können wir vergleichen:

Jugendliche Einzeltarif Bolzbergbad Gadenstedt soll nun bei 2,30€ liegen:

und sogar die Hallenbäder

Bei den ursprünglich angestetzten 2,30€ wären hier selbst die Hallenbäder trotz höherer laufender Kosten durch Hallenbauten und Winterbetrieb immer noch günstiger! Nur das Auebad Wendeburg nimmt dann dieselben Preise (update: und Sarstedt hat jetzt auch auf 2,50 erhöht). Tolles Kino.

Ich erspare mir dasselbe noch einmal bei Erwachsenen oder Zehnerkarten aufzuzählen. Fakt ist jedoch, Gadenstedt ist dann weg vom Mittelfeld. Die bisherige postulierte Auszeichnung der bezahlbaren Eintrittspreise geht verloren. Ist das beabsichtigt? Womit sollen diese Besucherrückgänge kompensiert werden?

Ich glaube, daß es bei der Gebührenerhöhung alleinig um Einnahmegenerierung durch die Gemeinde geht. Im Freibadbereich wird das ein Knieschuß werden, der unverarztet zum Tode führt.

Ja, in der Vergangenheit hat das Bad immer Zuschüsse der Gemeinden bekommen, doch das ist auch richtig so. Genauso wie Jugendzentren, Kindergärten, Sportvereine, öffentliche Grünanlagen und Sozialvereine Gelder erhalten, ist das Freibad auch in all diesen Bereichen tätig. Jugendarbeit, Sportförderung, Parkanlagen. Dieses zu fördern heißt das Leben in Ilsede lebenswerter zu machen. Das ist bisher gut angelegtes Geld gewesen. Daher war es auch kaum einsichtig, daß die von der Fraktion Baum geforderte Öffnung des Ilseder Schul-Hallenbades außerhalb des Schulbetriebes zur privaten oder Sportnutzung – letztes Jahr rabiat abgelehnt wurde (TOP 10). Böte sich doch hier die Möglichkeit das Schwimmeister-Personal sinnvoll durchzubeschäftigen.

Denn schauen wir uns das einmal genauer an:

Im Finanzplan der Gemeinde Ilsede 2015 stehen im Posten (424200 Freibad) unter Einnahmen ca 120.000€. Demgegenüber stehen unter Ausgaben Personal ca 190.000€ und Sachleistungen ca 130.000€ Demnach tragen die Einnahmen grob die Ausgaben und die Gemeinde übernimmt sozusagen die Personalkosten. Das ist für mich ja auch ok so - und wird zum Beispiel bei den Jugendzentren ähnlich gehandhabt. Oder anders gesagt, jeder von uns 20.000 Ilsedern bezuschußt mit 9 Euro seiner Steuern das Freibad. Schließlich bezuschußt jeder ja auch 17,75€ für Sportstättenförderung (424100) und 5€ für Spielplätze (366300) und 90€ für externe Kitas (365300) und 30 Euros für Ilseder Kitas und 6,60€ für Jugendarbeit (362100). Also für mich sind 9€ im normalen Rahmen, was ich als Steuerzahler für das Freibad geben möchte.

Michael Take beschwört kommende steigende Verluste herauf (welches in Wahrheit ja Subventionen sind), um die Gebühren-Erhöhung zu rechtfertigen. Doch scheinen mir selbst diese hausgemacht zu sein, so resultieren sie stark aus haushaltstechnischen Umschaufelungen von zusätzlichen 80.000€ für den Posten Abschreibungen, Einrechnung von 13.000€ Verwaltungs-Beamtenstellen im Personalplan und 40.000€ prognostizierten Personalkostensteigerungen (25% Aufschlag), 30.000€ zusätzlichen Bewirtschaftungskosten (40% Aufschlag zum status quo). Klar, dieses scheint keine Fortschreibung zu sein, sondern eine neu aufgestellte Prognose. Und so ist bereits letzes Jahr ein Saldo-Ansteigen von 209.000€ auf 330.000€ prognostiziert worden, was jedoch so nicht eintraf (jeweils S 76). Und so halte ich auch die prophezeiten kommenden Saldi ersteinmal für ein argumentatives haushaltstechnisches Schreckgespinst.

Ich bin der Meinung, hier sollte sich die Gemeinde ernsthaft zu ihrer sozialen Aufgabe bekennen, und eine Erhöhung der Gebühren verhindern. Stattdessen sollte lieber darüber nachgedacht werden, wie diese Gebühren für Ferienschwimmer, für Frühschwimmer, für ältere Wassergymnastiker, für Berufstätige, für Jugendliche attraktiver gestaltet werden müssen. Anderen Gemeinden gelingt dieses ja schließlich auch.

Mittlerweile wird häufig das Schlagwort Quartiergestaltung überstrapaziert. Mit dem Freibad haben wir hier eine Attraktion für das regionale Umland, welche auch in Adenstedter Wohnungsanzeigen immer wieder als Standortvorteil erwähnt wird. Michael Take und der Rat dürfen nicht der Versuchung verfallen, ob sich das Freibad Gadenstedt finanziell lohne. Sie müssen die Entscheidung fällen, daß sie das Freibad behalten wollen, weil es sich für die Menschen lohne, weil es für die Region einen entscheidenden gesellschaftlichen Mehrwert ausmache.

 

Mit der neuen Preisgestaltung befürchte ich jedoch einen siechenden Tod des Gemeinschaftsbades.